@fcunion: „Schwanz im Arsch wird nie zu Rückgrat“ „nicht zwingend homophob“. Post an Verein mit Widerspruch:

Lieber Dirk Zingler,
lieber Christian Arbeit,

ich möchte mich einerseits sehr für den Brief an die Mitglieder bedanken, der nicht nur den richtigen Ton trifft, sondern auch richtige und nachvollziehbare Konsequenzen aus dem vergangenen Spieltag andeutet.

Andererseits war ich gestern nur kurz irritiert, weil die Tapete („Der Schwanz im Arsch wird nie zu Rückgrat“) gar nicht angesprochen war. Ich dachte jedoch, dass das dahingestellt bleiben könne, weil ich mir im Prinzip ganz sicher bin, dass homophobe Einstellungen in unserem Verein nicht nur kein Konsens sind, sondern eine Minderheitenposition. Nach meinem Erleben kann man sich heute weder beispielsweise mit rassistischen noch mit eben homophoben Äußerungen auf die Ränge unserer Alten Försterei stellen. Das ist das Verdienst einer ganz klaren Linie in unserer Union-Familie und auch Euer Verdienst als Verantwortliche des Vereins.
Was ich aber gerade deswegen nicht verstehen kann, sind Eure Statements zu der Tapete: In der BZ wird der Verein mit der Aussage zitiert, der Text „Der Schwanz im Arsch wird nie zu Rückgrat“ sei keine eindeutig homophobe Beleidigung. Du, Christian, sagtest im Podcast „Union am Ball“, dass es sich hierbei lediglich um eine sexuell konnotierte Beleidigung handeln würde.

Das kann ich als Reaktion in der Sache wirklich nicht nachvollziehen. Diese „sexuell konnotierte“ Beleidigung kann ja nur aus einem einzigen Grund überhaupt funktionieren: Wenn Homosexuelle diskreditiert werden. Daher kann man die beiden Aspekte, nämlich sexuelle Beleidigung und homophobe Äußerung, nicht getrennt voneinander betrachten.
Es gab ja schon 2013 diese Tapete „Herthatreff am Knabenstrich - Alte Liebe rostet nicht!“. Dazu teilte der Verein damals mit, dass mit dem Text die Nähe zum Bahnhof Zoo gemeint sei, man das aber auch anders interpretieren könne.

Ich will gar nicht groß darüber diskutieren, wie absurd die Lesart mit der Nähe zum Bahnhof Zoo ist (also wirklich, Leute). Wir können uns doch den Interpretationsspielraum anschauen. Der ist ja nun nicht maßlos weit. Wenn sich die Interpretation eines homophoben Ausfalls äußert, dann ist das Problem ja schon gegeben und es ist Handlungsbedarf gegeben.
Ich will damit nicht sagen, dass man jedes Mal einen Staatsakt veranstalten muss. Aber eine wie auch immer geartete Verharmlosung oder Verniedlichung hilft auch nicht weiter, sondern eröffnet die Möglichkeit der Wiederholung – und mag das im besten Fall nur daran liegen, dass es kein Problembewusstsein gibt. In dem Sinn wäre es mir fast lieber, niemand hätte offiziell etwas zu der Tapete gesagt. Denn so habt Ihr leider denjenigen keinen guten Dienst erwiesen, die sich im Stadion, auf den Rängen gegen Homophobie engagieren.

In diesem Sinne U.n.v.E.U.

Mark Seibert

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