Ich war heute zu Besuch bei einer finanziell armen Familie. Entfernte Bekannte. Mutter, alleinerziehend mit zwei Kindern, 8 und 12.
Mutter arbeitet Vollzeit von 7.00-16.00 Uhr, verlässt das Haus um 6:00 und kommt um 17.00 Uhr wieder. Die Kinder stehen allein auf, gehen seit jeher allein zur Schule und versorgen sich mittags selbst. Klassische Schlüsselkinder, wie zu meinen Zeiten. Der Vater hat sich völlig aus der Verantwortung gestohlen. Die Mutter hatte vor 2 Wochen Grippe. Die Zuzahlung für Medikamente über 43€ haben ein Loch in die Haushaltskasse gerissen. Die Mutter geht noch nicht wieder gesund schon wieder arbeiten, aus Angst den Job zu verlieren (kleiner Betrieb - nur 1 Monat Kündigungsfrist).
Dass das Geld knapp ist, wusste ich. Aber das heute...
Ich war zum ersten Mal bei ihnen zuhause und fragte, wo die Toilette sei. Der Junge (8) erklärte mir sehr ernst, dass ich bitte so wenig Klopapier wie möglich benutzen sollte, weil diese Rollen noch bis Ende des Monats reichen müssen.
Sonst gäb's echt fiese Probleme, und er wolle nicht Klopapier vom Schulklo ausleihen, was er schon mal gemacht hätte. Aber er hätte gleich im nächsten Monat eine neue Rolle wieder zurückgebracht. Das wäre doch kein Stehlen, oder? Weil Klauen wäre ja auch ne fiese Sache. Und das wollte er nunmal gar nicht.
Da musste ich doch erstmal schlucken.
Aber mit Mitleid und Sentimentalitäten ist ihnen nicht geholfen.
Ich hab mir die Tränen verkniffen, um den Jungen nicht bloss zustellen und fragte sachlich, was denn noch bis Monatsende knapp werden könnte. Wir sind dann zusammen einkaufen gegangen. Nicht nur Klopapier. Die Kinder sollten sich was aussuchen, was sie gerne hätten.
Bescheidene Wünsche:
Frische Mango (um zu probieren, wie das schmeckt, weil die Frucht sonst zu teuer ist und Mama die darum nicht kauft), Nutella und Pistazien.
Das war mein Nachmittag mit zwei Kindern, die im Alter von 8 und 12 Jahren bereits fast perfekte "Betriebswirte/Controller" sind bzw. sein müssen.

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