Tobias Escher · @TobiasEscher
21st Jun 2014 from TwitLonger
Bartels
Eigentlich habe ich mir ja geschworen, bei dieser WM zu den Kommentatoren zu schweigen. Es ist eine müßige Diskussion, Kommentatoren können es nie allen recht machen etc. Aber der Kommentar von Herrn Bartels hat mich heute ein klein wenig wütend gemacht. Ich kann es verstehen, dass die deutsche Nationalmannschaft den meisten Zuschauern näher ist als die ghanaische, und dass die Menschen auf den Public-Viewing-Events einen Kommentator wünschen, der das Spiel aus der deutschen Perspektive kommentiert. Das empfinde ich persönlich als anstrengend, aber verständlich. Schlimm wird es für mich erst dann, wenn der Respekt davor fehlt, dass Fußball ein Sport ist, zu dem 22 Spieler gehören. Wenn plötzlich Tore, die aus einem starken ghanaischen Pressing entstehen, mit einem Schweigen kommentiert werden - und nachher nur die deutschen Fehler angesprochen werden. Wenn eine furiose Angriffsphase der Ghanaer herunterkommentiert wird, als hätte Merkel Trauerflor angeordnet, wenn aber im Gegenzug jeder deutsche Angriff, sei er noch so schlecht vorgetragen, zu einer großen Torchance aufgebauscht wird. Ich wünsche mir eine Spur mehr Herbert Zimmermann, der legendäre Kommentator des WM-Finals 1954. Er bezeichnete Torhüter Toni Turek nach einer Parade als Fußballgott, und vergaß dennoch im nächsten nicht, den ungarischen Angriff zu loben, der Turek zu dieser Parade zwang. Etwas weniger Sachlichkeit und Respekt in der Parteilichkeit hätte auch Bartels nicht geschadet.