Das eigentlich Beaengstigende am #vollpfostenjournalismus in Deutschland ist die Tatsache, dass ganz bewusst - und, besonders beunruhigend - im Gleichschritt Schwachsinn geschrieben wird, der zu einer Desinformation im ganzen Land fuehren kann. Das sind keine Dinge (bisher), die ueber Krieg und Frieden entscheiden, aber die fast schon kriminelle Energie, mit der Bloedsinn geschrieben wird, muss einen zumindest besorgen, dass die Waffe der kollektiven Desinformation dann ganz anders eingesetzt wird, wenn es manch durchgeknalltem Verleger beliebt. Wir haben das beim Leistungsschutzgesetz gesehen, wo der Springer-Stiefeljournalismus schon mal getestet hat, was man mit einem deutschen Parlament so machen kann. Solche Fingeruebungen der Verleger, die eigene Kampagnentauglichkeit zu pruefen, scheinen laufend zu passieren - ob es darum geht, Wulff oder Hoeness (oder weniger wichtige Menschen) zur Strecke zu bringen, bevor ein deutsches Gericht ueber Recht oder Unrecht befunden hat - noch nie war in den deutschen Medien so viel Meinung und so wenig Berichterstattung. Die Kommentarrubriken sind laecherlich, weil die normalen Artikel oft so meinungstriefend sind, dass es eigener Kommentarspalten nicht mehr beduerfte. Die Besoffenheit vieler Journalisten ueber die eigene, fast grenzenlose Macht macht angst, man ahnt, dass sich viele nicht nur als bessere Menschen, sondern auch als bessere Bundeskanzler begreifen, laesst man die schmierige Fernseh-Praepotenz der Jauchs und Joerges des Landes ueber sich ergehen.
Die geile Erfahrung, auch kompletten Schwachsinn wie das Leistungsschutzgesetz durch ein deutsches Parlament zu bringen, hat den deutschen Verlegern aus den schlimmen Haeusern um die fiese Friede und den kleinsten anzunehmenden Ehrensenator samt ihren angestellten Klaefferkollektiven Mut gemacht, regelmaessig zu testen, ob es in Deutschland (wieder) ungestraft durch den Leser funktioniert, Schwachsinn zu schreiben, wie man unschwer an den vermeintlich kleineren, unpolitischen Geschichten ablesen kann. Anders sind die schon fast im Stehsatz befindlichen Geschichten, wie der Winter wird und dass ein Taifun von A nach B rast, nicht zu erklaeren. Tropische Wirbelstuerme rasen nicht, sie bewegen sich meist mit einer Geschwindigkeit von gut 30 km/h fort. Fast alle grossen Zerstoerungen werden durch Sturmfluten hervorgerufen, weil es eben genau deswegen so schlimm ist, weil der Taifun nicht rast: Die lange Verweildauer der Windgeschwindigkeiten beguenstigt den Aufbau einer Sturmflut, wuerde der Taifun rasen, wie fast alle deutschen Medien in der ihr eigenen durchgeknallten Bescheuertheit schreiben, waere alles halb so schlimm. Die gezeigten Zerstoerungen auf den Philippinen sind auch fast alle durch Wasser, nicht durch Wind entstanden. Die Zeitungen versuchen uns immer zu erzaehlen, dass eine Windgeschwindigkeit von 200 km/h eine toedliche Angelegenheit waere - nicht ohne, dass das Chefredakteurchen post festum mit eben dieser Geschwindigkeit sein Cabrio ueber die Autobahn steuert und vortrefflich ueberlebt. Solange nichts durch die Gegend fliegt oder kein Hochwasser kommt, sind 200 km/h Wind nicht toedlich. Irgendjemand muss es dem deutschen Journalisten mal erklaeren, warum wir bei den Zerstoerungen auf den Philippinen vor allem Kuestenstaedte sehen und damit bei der Sammelgeschichte "Warum immer wieder die Philippinen?" die erste und fast einzige Antwort ermoeglichen: "Weil es lauter Inseln sind."
Aber man will ja auch so was nicht zu Tode recherchieren, nicht wahr? Nicht erschlossen hat sich mir bisher das Raetsel, warum vor allem Springer und Burda suggerieren, dass es mehr oder weniger keine Altersobergrenze gibt, bis zu der man Kinder bekommen kann. Gilt es, die eigenen Mitarbeiter von der Reproduktion abzuhalten (was an sich darwinistisch nicht ganz falsch ist, dass Menschen, die sich in ihrem Arbeitsleben vorstellen koennen, der Menschenverachtung zu verschreiben, genetisch in einer Sackgasse enden), um laestige Dinge wie Mutterschutz und Vaterzeiten zu vermeiden, bis es eh zu spaet ist? Heute lernen wir ohne kleinen erklaerenden Kasten, dass Jenny Elvers mit 41 ein Baby plant. Gelingt ihr das ohne Eizellspende, hat sie schon fast ein kleines Wunder geschafft. Ab 35 geht die Wahrscheinlichkeit, ein Baby zu bekommen, steil bergab und ab 40 ist eine Schwangerschaft schon fast im Jackpot- bis Weltwunderbereich, zumindest ein Fuenfer im Lotto. Komisch, dass das nie jemand schreiben moechte, dafuer mit grossem Jubel von amerikanischen Promischwangerschaften gegen 50 berichtet wird, die ohne Eizellspenden nicht zu erklaeren sind. Kurzum, wenn jemand aus den Chefetagen mir bitte mal anonym schreiben moechte, warum Springer und Burda so ein grosses Interesse haben, so zu tun, als ob frau Kinder noch in hohem Alter bekommen kann, waere das sicher spannend. Vielleicht hat womoeglich ja auch nur die fiese Friede noch was vor.

Reply · Report Post