S-Bahn nach #Tostedt? Ja, aber . . .

Die Erweiterung der S-Bahn bis Tostedt: ein kühnes Projekt? Tollkühn sogar? Vielerorts wird das Thema diskutiert, oft als Vision abgewinkt. Dabei sind Visionen keinesfalls immer schlecht. Gab es vor dem Ausbau der S-Bahn nach Stade 2007 nicht ähnliche Debatten? Und doch gab es ein großartiges Ergebnis: Zigtausend Menschen konnten mühelos und schnell ohne eigenen Pkw in die Hamburger City fahren.

Wie realistisch ist da der Vorstoß des CDU-Landtagsabgeordneten Heiner Schönecke, die S-Bahn nun in den restlichen Landkreis Harburg zu holen?

Die HAN fragten nach bei Carsten-Wilm Müller, Professor an der Hochschule Bremen und Lehrbeauftragter für Eisenbahnwesen an der TU Harburg. Sein Fazit: Prinzipiell ist die S-Bahn-Erweiterung möglich, aber nicht die beste Lösung. "Der Metronom hat die Lizenz für die Strecken. Darin ist geregelt, wie viele Züge eingesetzt und wie viele Passagiere befördert werden. Ein zusätzliches S-Bahn-Angebot würde den Metronom schwächen, sodass seine Kalkulation in Gefahr gerät." Es käme auf den Nutzen für die Kunden an; das Angebot müsse besser als vorher sein, etwa eine Erweiterung des tarifgünstigere HVV-Großbereichs.

Bei der Metronom-Kapazität sieht der Professor sieht durchaus Spielraum. "Züge dürfen bis 400 Meter lang sein, der Metronom hat aber nur 200 Meter." Das Argument, dass dann nicht mehr zwei Züge hintereinander am Hauptbahnhof stehen können, lässt Müller nicht gelten: "Das ist Sache der Bahnhofsleitung. Es gibt immer mehrere Lösungen, die Züge müssen nicht an ein Gleis gebunden sein."

Die Strecken, um die es geht, sind stark befahren - braucht die S-Bahn ein eigenes Gleis? "Sofern es möglich ist, wie auf der Strecke nach Stade, die S-Bahn auf Oberleitung umzuschalten, nicht", urteilt der Experte. S-Bahn-Züge hätten den Vorteil, dass sie kurz seien und schnell beschleunigen, weswegen sie im Fernverkehr nicht stören würden. Voraussetzung sei, dass vom Signalbetrieb auf "elektronische Sicht", umgestellt werde. "Das bedeutet, dass die Abstände zwischen Zügen elektronisch erfasst und gesteuert werden." Diese Umstellung sei teuer und erzeuge daher viele Bedenken.

Einen weiteren Konflikt sieht Professor Müller in den Haltestellen: "Sinn einer S-Bahn ist, mehr Haltepunkte als die Regionalbahn zu haben. Das wiederum verlängert die Fahrtzeit."

Quelle: http://www.han-online.de/Harburg-Stadt/article90662/S-Bahn-nach-Tostedt-Ja-aber.html

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