Eine rundum schluessige Analyse einer Oberstaatsanwaeltin a.D. in einem Internetforum zu Bild und Wulff:


Was die Anti-Wulff-Kampagne von Diekmann angeht, so hat Wulff jämmerlich versagt - »Besser die Wahrheit« hätte sein Motto heißen müssen, wie sein Buchtitel, oder »Mich erpreßt niemand mehr« wie die Überschrift des JK-Interviews in der ZEIT. Denn es ist wirklich an der Zeit, ein für allemal über die Methoden dieses Blatts aufzuklären. Diese Chance hat Wulff mit seinem Interview vergeben. Halbwahrheiten, Ausflüchte und Posen, das war’s. Schirrmacher in der FAZ hat den richtigen Kommentar zu diesem Auftritt abgegeben:

http://www.faz.net/aktuell/politik/wulffs-erklaerung-die-fiktion-11594310.html

Hier zum Nachlesen eine Chronik der Ereignisse:

http://www.tagesschau.de/inland/wulff638.html

Schlimm ist, daß wir jetzt weiterhin einen Präsidenten haben, der nicht präsidiabel ist und sich ganz bestimmt nicht weigern wird, verfassungswidrige Gesetze abzuzeichnen (das Einzelfallgesetz zur Versetzung unliebsam gewordener EX-Stasi-Mitarbeiter in der Ex-Gauck-Behörde, das er im Dezember passieren ließ, wird sicherlich aufgehoben werden). Noch schlimmer aber, daß Diekmann ihn jetzt am Nasenring vorführt und immer einen Zug voraus ist. BILD als Hort der Pressefreiheit und Aufklärung, schlimmer geht’s nimmer.
Absolut jeder hätte nachvollziehen können, daß man mit BILD ins Gericht gehen muß und sich dafür nicht auch noch vor einem Millionenpublikum entschuldigt. Denn daß dieser Anruf vom 12.12.2011 bei D. eine Vorgeschichte hat, liegt auf der Hand:

Berliner Zeitung vom 16.12.2011:

Es ist das Blatt aus dem Hause der Merkel-Freundin Friede Springer, welches das Staatsoberhaupt ins Visier genommen hat. Dessen Rechercheure waren schneller und erfolgreicher als die des Spiegel, die schon seit Monaten der Geschichte um den Kredit für das biedere Klinkerhaus der Wulffs auf der Spur waren. Bis zum Bundesgerichtshof ist der Spiegel gegangen, um sich Einsicht in das Grundbuch zu erstreiten.
Nur, dass dort die Spur zum Osnabrücker Unternehmerpaar Geerkens leider nicht zu finden war. Denn Gattin Edith Geerken hatte ganz freundschaftlich auf die umständliche und kostspielige Eintragung einer Grundschuld für den Kredit verzichtet. Die Bild-Zeitung ist dennoch dahintergekommen, wie auch immer. Und seither führt sie eine regelrechte Kampagne gegen Christian Wulff.
Das Blatt belässt es seit drei Tagen nicht bei der Berichterstattung über den Fall. Es stellt Fragen, es erhebt Forderungen an Wulff, es bedrängt den Bundespräsidenten. „Noch liegt der Ausgang der Affäre weitgehend beim Bundespräsidenten. Aber – auch das lehrt die Erfahrung – nicht mehr lange“, kommentierte, besser: drohte am Mittwoch Nikolaus Blome aus der Chefredaktion.
Am Donnerstag setzte Chefkolumnist Franz Josef Wagner nach: „Lassen Sie die Hosen runter. Stellen Sie sich vor die Presse. Sagen Sie uns, wer Sie sind.“

Drohung aus der Redaktion

Wenn Wulff nicht bald folge, so wurde in Berlin gemunkelt, könne das Blatt mit einer Geschichte über das frühere Leben Bettina Wulffs aufwarten. Angeblich verfügt die Redaktion über Informationen, die bisher auf Weisung von ganz oben nicht gedruckt werden dürfen. Aus Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten. Doch den hat die Bild-Zeitung, die sich im Sommer 2010 weniger als die anderen Springer-Blätter für den Wulff-Konkurrenten Joachim Gauck stark gemacht hatte, ohnehin schon aufgegeben.

http://www.berliner-zeitung.de/politik/kredit-affaere-wulff-bedauert,10808018,11314656.html

Die Infos über den Kredit hatte BILD von Wulff selbst erhalten – ein schwerer Fehler, zu glauben, daß BILD daraus nichts machen würde. Wenn BILD Kampagnen führt, dann richtig. Gegen Kachelmann wurden Schwarzer, Wagner und Völkerling & Co. in Stellung gebracht, gegen den Präsidenten der Präsident selbst, und den Rest erledigt die bürgerliche Presse; auf die SÜDDEUTSCHE, die sich mal wieder an die BILD anhängte, ist Verlaß:

Die wichtigsten Wulff-Zitate von der Mailbox sind ohnehin längst auf dem Markt: "Rubikon überschritten", "Krieg führen", "endgültiger Bruch mit Springer" - mit diesen unauffällig in ein analytisches Stück eingestreuten Zitaten hatte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) den ersten Hinweis auf Wulffs Anruf bei Diekmann gegeben. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung eher versehentlich - schon länger soll das brisante Material bei mehreren Redaktionen gelegen haben, unter anderem bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dem angeblichen Drängen der Bild-Leute, es auch zu veröffentlichen, sei aber niemand gefolgt. Bei der FAS seien die Zitate nur gelandet, weil sie die zeitlichen Abläufe der sich anbahnenden Krise um Wulff dokumentieren halfen.

Sprengkraft bekam Wulffs Telefonat erst nach der Berichterstattung der SZ am vergangenen Montag. Diese Zeitung hatte von dem möglichen Anruf des Präsidenten bei Bild tatsächlich erst Sonntag aus der FAS erfahren und dann recherchiert - mit Anfragen bei Springer, dem Bundespräsidialamt und Wulffs Anwalt. Das Ergebnis dieser Recherchen war die Berichterstattung in der SZ. Die Reaktionen darauf hatten Wulff letztlich gezwungen, sich ARD und ZDF zu stellen. Danach sollte das Spiel vorbei sein, hoffte er Bundespräsident - und täuschte sich einmal mehr.

http://www.sueddeutsche.de/medien/bundespraesident-in-der-kritik-warum-wulff-seinen-anruf-bei-der-bild-lieber-nicht-veroeffentlicht-sehen-will-1.1252341

›Recherchieren‹ nennt man das neuerdings, wenn man sich von BILD instrumentalisieren läßt und Leyendecker auf allen Kanälen seine Wertungen des ihm solala bekannten Anrufs abgeben darf.

BURDA hängte sich wie immer in bigotter Heuchelei an.
Hier Patricia Riekel, in deren BUNTE 1/2012 auf S. 90 eine ›VIP-Börse‹ erschien: danach nahmen zu Guttenberg und Christian Wulff Rang 18 und 19 ein, mit jeweil 45 Berichten, Bettina Wulff Rang 52 mit 32 Berichten im Jahr 2011. Nun hat der Mohr seine Schuldigkeit getan, nun kann er vorerst gehen:

http://www.bunte.de/service/bunte-heft/editorial-vorerst-enttaeuscht--_aid_29218.html

Hier der FOCUS mit einer inhaltlich nichtssagenden aber hämisch aufbereiteten Kleidergeschichte:

http://www.focus.de/politik/deutschland/der-praesidenten-gattin-neue-kleider-bettina-wulff-laesst-sich-von-luxus-labels-hofieren_aid_699832.html


Nach Informationen von "stern.de" bat Wulff in dem Anruf vom 12. Dezember um Aufschub der Berichterstattung, drohte aber auch. Er schlug demnach vor, dass man sich direkt nach seiner Rückkehr von einer Auslandsreise zusammensetzt. "Dann können wir entscheiden, wie wir Krieg führen wollen", heißt es laut "stern.de" in der Aufzeichnung des Anrufs.
Wulff habe zudem angekündigt, im Konflikt mit dem Blatt selbst an die Öffentlichkeit gehen zu wollen. Er werde am 14. Dezember - also zwei Tage nach dem Anruf - in Berlin zusammen mit seiner Frau Bettina eine Pressekonferenz geben. Dabei werde es um die Methoden der "Bild"-Zeitung gehen. Tatsächlich hat es eine solche Pressekonferenz nie gegeben.

http://www.stern.de/politik/deutschland/affaere-um-den-bundespraesidenten-fdp-weist-bericht-ueber-angebliche-wulff-nachfolgeregelung-zurueck-1770870.html

Das wäre es gewesen, wenn Wulff am 4.1.2011 die Chance genutzt hätte, vor elf Millionen Zuschauern über die Methoden der BILD Auskunft zu geben.
Dann hätten es alle verstanden, daß man sich von dem Blatt, seinen Machern und seinen Eignern fernhalten sollte.

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