#Neonazis in #Tostedt - "Wir haben ein Problem mit ihnen" - 500 Menschen demonstrierten am Wochenende gegen Rechtsradikalismus in Tostedt. Die Polizei war mit großem Aufgebot dabei.

"Die Neonazis haben sich in Tostedt etabliert. Sie machen Jagd auf uns. Täglich sind wir hier ihren Beschimpfungen und Einschüchterungsversuchen ausgesetzt. Wir lassen uns von den Neonazis in Tostedt nicht mehr terrorisieren und fordern die Schließung des Geschäftes von Stefan Silar. Tostedt mag vielleicht kein Problem mit Neonazis haben, wir aber haben ein Problem mit ihnen. Manche hier in Tostedt sagen zu uns, ihr seid doch selbst schuld, dass euch die Neonazis angreifen, wenn ihr sie provoziert. Wir sehen das anders", sagt ein Jugendlicher am Sonnabend. Er ist gekommen, um gegen den Rechtsradikalismus in Tostedt zu demonstrieren.

Schon Stunden vor dem offiziellen Start des Demonstrationszuges um 13 Uhr, warteten mehrere Hundertschaften der Polizei auf das Eintreffen der rund 500 angemeldeten Demonstranten am Tostedter Bahnhof. Aufgerufen zu der Demo hatte die Lüneburger Antifa. Dann, kurz vor 13 Uhr, hielt der Metronom aus Lüneburg via Harburg auf Gleis 1, danach der Metronom aus Richtung Bremen. Und aus den Zügen strömten die Mitglieder der Antifa-Gruppen.

Die Ausgänge des Bahnhofs und der Bahnhofsvorplatz waren besetzt mit Beamten aus ganz Norddeutschland. Der erste Konflikt bahnte sich an. Die Demonstranten wehrten sich gegen die von der Polizei angekündigten Durchsuchungen nach Waffen. Es entstand ein Tumult auf dem Bahngleis. Schließlich ließen die Beamten die Jugendlichen ohne Durchsuchungen den Bahnhof verlassen. "Wir wollten verhindern, dass die Situation gleich hier eskaliert und wollten auch verhindern, dass es auf dem Bahnsteig zu Tumulten kommt", erklärt Michael Düker, Sprecher der Polizei, den Rückzug seiner Kollegen.

Während die ersten Demonstranten sich auf dem Bahnhofsvorplatz versammelten, hatten Beamte des Einsatzkommandos auf der anderen Straßenseite einen jungen Mann hinter einem Einsatzfahrzeug überwältigt und zu Boden geworfen. Der Mann hatte einen Baseballschläger bei sich. Etwa 30 Minuten später setzt sich der Demonstrationszug mit etwa 500 Menschen in Bewegung. Der Anlass für die Demonstration gegen Rechts war der Jahrestag des brutalen Überfalls auf den arbeitslosen Kapitäns Gustav Schneeclaus am 18. März 1992 in Buxtehude. Rechtsextremisten hatten den Mann in der Buxtehuder Innenstadt krankenhausreif geschlagen. Vier Tage später erlag er seinen schweren Verletzungen. Zugeschlagen hatten die Neonazis, weil Schneeclaus Adolf Hitler öffentlich als einen Verbrecher bezeichnet hatte. Einer der Täter von damals heißt Stefan Silar. Der Mann aus Tostedt zählt zum Kern der rechtsradikalen Szene in Norddeutschland. Seit 2005 betreibt Silar das Geschäft "Streetwear Tostedt". Es gilt bei der Polizei als Treffpunkt für die rechte Szene.

Die Lüneburger Antifa-Gruppe hatte die Demonstration durch die Tostedter Innenstadt beantragt. Das war nicht genehmigt worden. Die erlaubte Route führte an Silars Geschäft vorbei und auf Nebenstraßen zurück zum Tostedter Bahnhof. An der Demonstration gegen Rechts beteiligten sich auch die Nachwuchsorganisation der Grünen im Landkreis Harburg und einige Grünen-Politiker aus Tostedt, um "zu zeigen, dass Tostedt keineswegs nur braune Provinz ist", sagte ein Demonstrant

Insgesamt verlief die Demonstration ruhig. Es gab keine Ausschreitungen. "Ich glaube, gerade vor dem Hintergrund, dass etwa 200 Menschen zur Demo erwartet worden waren und am Ende dann doch mehr Menschen daran teilnahmen, dass hier heute in Tostedt ein gutes und sichtbares Zeichen gegen Rechts und gegen die Neonazi-Szene in Tostedt gesetzt wurde", sagte Christian Hinrichs von den Grünen nach der Demonstration.

Insbesondere habe er sich darüber gefreut, dass nicht nur "Leute von der Antifa mitgegangen sind, sondern eben auch Tostedter und Menschen aus dem ganzen Landkreis". Die Demonstration sei friedlich verlaufen, teilte die Polizei als Fazit am Abend mit.

Quelle: http://www.abendblatt.de/region/harburg/article1825079/Neonazis-in-Tostedt-Wir-haben-ein-Problem-mit-ihnen.html

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